Grüne Zukunft für Laufen: Neue Agri-Photovoltaik-Anlage am Thannberg geplant (2024)

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Von: Hannes Höfer

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Grüne Zukunft für Laufen: Neue Agri-Photovoltaik-Anlage am Thannberg geplant (1)

Landwirtschaft und Solarenergie soll in Laufen nun gleichzeitig laufen. Der Vorstand präsentiert das Projekt „Bürger-Agri-Photovoltaik-Anlage“ am Thannberg und verspricht große Vorteile für den Ort.

Laufen - Sonnenstrom hat als CO2-freie Energie einen guten Ruf. Anders sieht es mitunter aus, wenn große Paneel-Flächen die Landwirtschaft verdrängen. Doch warum nicht beides vereinen? Die VR Energiegenossenschaft Südost eG plant aktuell eine „Bürger-Agri-Photovoltaik-Anlage“ am Thannberg, also zwei Nutzungen auf einer Fläche. Vorstand Norbert Zollhauser präsentierte dem Laufener Stadtrat kürzlich das neue Vorhaben.

Pläne erweitert: 3,6 Hektar für das neue Projekt

Die Genossenschaft betreibt in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land bereits 41 Anlagen, 35 davon auf Dächern, sechs auf landwirtschaftlichen Flächen, darunter jene zwischen Lepperding und Gastag beiderseits der Bahn. Erst im März war im Stadtrat eine weitere Anlage auf dem Dach des Feuerwehrhauses vorgestellt worden. Nun also das 3,6 Hektar große Areal östlich des Weilers Thannberg, aktuell noch im Vertragsnaturschutzprogramm. Nur zweimal jährlich gemäht hat sich hier in knapp zehn Jahren eine bunte Blumenvielfalt entwickelt.

Zollhauser ist positiv gestimmt, schließlich sei die Fläche bereits von Hecken und Bäumen umgeben, einerseits von der sogenannten Biosphären-Hecke, andererseits von einer Ausgleichsfläche der Freilassinger Firma Heinze. Außerdem führe in rund 400 Meter Entfernung eine Mittelspannungsleitung als Anschlussmöglichkeit vorbei. „Falls wir doch mehr als 3,1 Megawatt brauchen, müssen wir bis nach Saaldorf gehen“, erklärte Zollhauser. Vorgesehen sind zwei Speicher mit je 1000 Kilowattstunden.

Für eine Doppelnutzung muss die Unterkante der Paneele mindestens 2,10 Meter hoch sein, wobei die Genossenschaft eher auf 2,40 Meter gehen möchte, um „üblichen Traktoren“ die Durchfahrt zu ermöglichen. „Acker oder Grünland“, beschrieb der Vorstand die Alternativen und unterlegte dies mit dem Bild einer buntscheckigen Kuh unter einer solchen Anlage.

Vorstand sieht große Chancen in dem Agri-PV-Projekt

Die Arbeiten daran will die VR-Energiegenossenschaft an heimische Firmen vergeben. Doch nicht nur sie profitieren von dem Vorhaben, auch die Stadt Laufen genießt Vorteile. Beispielsweise mit der Gewerbesteuer, zusätzlich mit einer Sondergebühr über 0,2 Cent pro Kilowattstunde sowie durch die Möglichkeit einer Beteiligung. Vortritt haben natürlich die Laufener Bürger, die Zollhauser in einer eigenen Veranstaltung dazu informieren will. Der Vorstand bittet Interessenten aufgrund der bisherigen großen Nachfrage bei anderen Projekten ausdrücklich, sich über die „Online-Interessensbekundung“ unter www.vrenergie.de an die Genossenschaft zu wenden.

Die Agri-PV-Anlage in Zahlen

- Die Anlage am Thannberg mit 3600 Kilowattpeak soll jährlich 1750 Tonnen CO2 vermeiden. Die erwartete Stromproduktion von 4.000.000 Kilowattstunden pro Jahr reicht zur Versorgung von 1150 Drei-Personen-Haushalten. Den Vorort-Verbrauch taxiert Vorstand Norbert Zollhauser auf 90 Prozent, oder anders formuliert: „Weniger als zehn Prozent des Stroms werden die Gemeinde verlassen, weniger als 0,4 den Landkreis.“

- Die Sondergebühr dürfte der Stadt jährlich 8000 Euro einbringen. Über 24.000 Euro Gewerbesteuer sollen schon die bestehenden Anlagen erbringen. Eine genossenschaftliche Beteiligung ist für etwa 1 200 Bürger möglich, wobei über 20 Jahre eine Dividende von 960.000 Euro zu erwarten ist. Für Laufener Bürger fällt kein Eintrittsgeld und keine Verwaltungsgebühr an. Als Dividendenziel nennt die Genossenschaft 2,75 Prozent plus X. Nach den Boomjahren 2022 mit 9 Prozent, 2023 mit 7 Prozent und erwarteten 5 Prozent in diesem Jahr rechnet Zollhauser ab 2025 wieder mit einer „normalen Ertragslage“.

- Zollhauser verschwieg nicht das unternehmerische Risiko: „Die Sonne muss scheinen, die Anlage funktionieren und Geld reinkommen.“ Das Gesamtkontingent an Einlage bezifferte er mit 1 200 000 Euro. 2010 gegründet erreichen die Gesamtinvestitionen der Genossenschaft inzwischen 20 Millionen Euro, die Energieproduktion zum Ende 2023 123 Millionen Kilowattstunden.

Wann wird das Vorhaben umgesetzt?

Abgewickelt wird das Projekt über eine Änderung des Flächennutzungsplanes und einem entsprechenden Bebauungsplan. „Wo ist der Ausgleich?“, fragte Grünen-Stadtrat Franz Eder. „Braucht es momentan nicht“, erwiderte Zollhauser. Erforderlich sei gegebenenfalls ein „Lückenschluss“ in der Bepflanzung. Von Erich Althammer (Grüne) nach dem Zeitfenster gefragt, meinte der Vorstand, er gehe davon aus, dass das Verfahren Mitte 2025 abgeschlossen und das Projekt Agri-PV Ende 25, Anfang 26 umgesetzt werden kann. Michael Spitzauer (Grüne) erkundigte sich nach den Modulen: „Gibt‘s Favoriten?“ Es gebe inzwischen nur mehr „drei, vier“ deutsche Hersteller, so Zollhauser, „zwei davon schließen gerade“, weshalb im „Systemgeschäft“ nur mehr mit asiatischen Modulen wirtschaftlich zu arbeiten sei. Der Stadtrat nickt dem Vorhaben einstimmig zu. Norbert Zollhauser kündigte an: „Mit dem Antrag zum Aufstellungsbeschluss werden wir wiederkommen“.

Auf der Suche nach Ersatzflächen für die vom nahen Wasserschutzgebiet betroffenen Landwirte hatte bereits die Stadt Laufen Interesse an diesem Areal bekundet. Zwei Hektar direkt am „Thannberg-Gipfel“, dem höchsten Punkt der Gemeinde, hat sie dafür nutzen können. Und so ist aus der dortigen Blumenwiese wieder ein Maisacker geworden. Als landwirtschaftliche Nutzung unter den PV-Paneelen kann sich Grundbesitzer Andreas Streitwieser die Beweidung durch kleinere Rinderrassen wie den schottischen Hochlandrindern vorstellen. Was er nicht möchte, ist eine „Intensivlandwirtschaft“.

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