„Für die Bürger ergeben sich große Chancen“: Attenkirchens Ortschef weist Kritik an Agri-PV-Anlagen zurück (2024)

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Von: Alexander Fischer

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„Für die Bürger ergeben sich große Chancen“: Attenkirchens Ortschef weist Kritik an Agri-PV-Anlagen zurück (1)

In Attenkirchen werden die geplanten Freiflächen- und Agri-PV-Anlagen kontrovers diskutiert. Ortschef Mathias Kern versucht nun, Kritik zu entkräften und für die Vorhaben zu werben.

Attenkirchen – Das Thema Freiflächen- beziehungsweise Agri-Photovoltaik-Anlagen ist derzeit ein heißes Eisen in der Gemeinde Attenkirchen. Erst wurden die beiden Projekte in Pfettrach und Roggendorf im Gemeinderat vorgestellt, dann gab es zu jedem Projekt eine Infoveranstaltung im Bürgersaal. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse und Anregungen sind teilweise in die Planungen eingeflossen, bevor die Ergebnisse erneut im Gemeinderat und zwei weiteren Infoveranstaltungen präsentiert wurden.

So sind etwa Flächen und auch Grundstückseigentümer, die sich beteiligen wollen, dazugekommen (siehe auch Info-Kästen am Textende). Andere Eigentümer haben auf die Aufnahme ortsnaher Flächen verzichtet. Attenkirchens Bürgermeister Mathias Kern war es erklärtermaßen „sehr wichtig“, den Betroffenen ausreichend Gelegenheit zu geben, sich zu äußern und sich einzubringen, bevor man ins Verfahren startet und der Gemeinderat die jeweiligen Aufstellungsbeschlüsse fasst.

Am 10. Juni soll es für das Agri-PV-Projekt Roggendorf-Staudhausen und am 1. Juli für den Solarpark Pfettrach soweit sein. Das FT hat den Gemeindechef gefragt, wie er die Entwicklung sieht und ob er denkt, dass die nötigen Beschlüsse gefasst werden. Denn unumstritten waren und sind beide Projekte nicht. Es gibt Gegenwind von betroffenen Jägern, beim Pfettracher Solarpark wurden zudem Befürchtungen geäußert, dass die eigentlich für Hopfengärten bekannte Landschaft praktisch mit Photovoltaik „zugepflastert“ werde.

Die beiden Anlagen wurden mehrfach öffentlich vorgestellt. Denken Sie, dass das zu mehr Akzeptanz geführt hat?

Ja, durchaus. Durch unsere umfangreiche Bürgerbeteiligung hat es wichtige Anpassungen gegeben und zudem haben einige zusätzliche Interessenten die Chance bekommen, ihre Flächen einzubringen. Dadurch sind aber auch neue Probleme entstanden, wie zum Beispiel das Heranrücken an die beiden Ortschaften Willertshausen und Staudhausen. Grundsätzliche Interessenskonflikte, wie direkte Betroffenheiten und Flächenkonkurrenz, bestehen natürlich fort und müssen in den anstehenden Verfahren geklärt beziehungsweise „ausgefochten“ werden.

Wie stehen Sie selbst zu den Anlagen?

Ich persönlich befürworte beide Anlagen grundsätzlich, da der Energiebedarf weiter steigen wird. Der insbesondere für Bayern wichtige Atomstrom ist weggefallen, gleichzeitig ist ein Trend zu mehr Wärmepumpen und Elektroautos erkennbar, die viel zusätzlichen Strom benötigen. Auch unsere Wirtschaft und die von der Teuerung in den letzten Jahren betroffenen Privathaushalte brauchen billigeren Strom, der durch die beiden Anlagen erzeugt werden würde. Daraus ergeben sich große Chancen für unsere Gemeinde, für unsere Bürger, aber auch für die weitere Gewerbeentwicklung. Außerdem lässt sich dadurch die finanzielle Situation unserer Gemeinde durch zusätzliche Einnahmen nachhaltig verbessern.

Unsere Wirtschaft und die von der Teuerung in den letzten Jahren betroffenen Privathaushalte brauchen billigeren Strom, der durch die beiden Anlagen erzeugt werden würde.

Mit den beiden Anlagen ist das im kommunalen Kriterienkatalog festgelegte Kontingent aufgebraucht. Können im Gemeindegebiet Attenkirchen weitere Freiflächen- und Agri-PV-Anlagen realisiert werden?

Die beiden schon bestehenden Anlagen in Pfettrach und Staudhausen sowie die beiden zuletzt vorgestellten neuen Projektflächen entsprechen – zusammengenommen – den festgelegten fünf Prozent der Gesamtfläche der Gemeinde, den dafür vorgesehenen zirka 80,5 Hektar Gemeindefläche. Darüber hinaus sind allerdings noch jeweils maximal 2,5 Hektar umfassende Agri-PV-Anlagen im Anschluss zu Gartenbau- oder landwirtschaftlichen Betrieben baurechtlich möglich. Diese können also von Landwirten und Gartenbaubetrieben – unabhängig von den gemeindlichen Planungen – zusätzlich gebaut werden, wenn eine Einspeisung wirtschaftlich möglich sein und das Landratsamt eine Baugenehmigung dafür erteilen sollte.

Grundvoraussetzung für die weitere Planung der beiden Projekte ist, dass die Gemeinde Aufstellungsbeschlüsse dazu fasst. Rechnen sie mit einem positiven Ausgang?

Ich bin da schon zuversichtlich. Im Gemeinderat gab es dazu ja in den ersten Abstimmungen jeweils nur zwei Gegenstimmen und in der zweiten Runde sogar einstimmige Beschlüsse. Ich rechne daher damit, dass das Gremium – zumindest mehrheitlich – hinter den beiden Projekten steht.

Gibt es denn schon ein Zeitfenster, innerhalb dessen man mit einer Realisierung rechnen kann?

Das ist schwierig abzuschätzen. Aufstellungsbeschlüsse bedeuten noch keinen Baubeginn. Zunächst muss für das Projekt Roggendorf-Staudhausen geklärt werden, welcher Einspeisepunkt für den dort produzierten Strom zur Verfügung steht, während sich für den Solarpark Pfettrach schon ein Umspannwerk bei Unterholzhäuseln für die Einspeisung abzeichnet, bei dem auch der Strom von Freiflächen-PV-Anlagen in den Gemeinden Zolling und Nandlstadt eingespeist werden soll. In Pfettrach rechne ich daher mit keiner Realisierung vor dem Jahr 2027. Bei Roggendorf-Staudhausen klärt sich relativ schnell nach den Aufstellungsbeschlüssen in den beiden betroffenen Gemeinden Attenkirchen und Wolfersdorf, ob und wie eine wirtschaftliche Stromeinspeisung möglich ist und ob es überhaupt zur Realisierung kommt. Denkbar wäre auch, dass das Projekt erst in Kombination mit zwei möglichen Bürgerwindrädern der Bürger Energie Genossenschaft Freisinger Land in einem westlich angrenzenden Waldstück in den Gemeinden Au, Wolfersdorf und Attenkirchen wirtschaftlich umgesetzt werden kann. Eine zeitliche Prognose zu Roggendorf-Staudhausen kann ich daher zum jetzigen Zeitpunkt nicht vornehmen.

Pfettrach

Name und Ausbauart: Solarpark Pfettrach – Freiflächen-Photovoltaik mit landwirtschaftlicher Doppelnutzung

Projektentwickler: Solea GmbH und Energie Südbayern GmbH

Momentane Fläche: 25,9 Hektar statt ursprünglich 21 Hektar

Ein Plus von: 4,9 Hektar

Leistung: ca. 27 500 000 Kilowattstunden pro Jahr

Vergleichsgröße: Strommenge für ca. 7500 dreiköpfige Familien

Entgelt nach EEG 2023 für die Gemeinde: 0,2 Cent pro Kilowattstunde

Voraussichtlicher Ertrag für die Gemeinde: Nach dem EEG 2023 ein Entgelt von ca. 55 000 Euro pro Jahr, hinzu kommen schwankende und noch nicht absehbare jährliche Gewerbesteuereinnahmen.

Roggendorf-Staudhausen

Name und Ausbauart: Agri-PV-Projekt Roggendorf-Staudhausen – Agri-PV

Projektentwickler: SUNfarming GmbH

Momentane Fläche: 43,5 Hektar statt ursprünglich 29 Hektar

Ein Plus von: 14,5 Hektar

Leistung: ca. 53 315 000 Kilowattstunden pro Jahr

Vergleichsgröße: Strommenge für zirka 14 500 dreiköpfige Familien

Entgelt nach EEG 2023 für die Gemeinde: 0,2 Cent pro Kilowattstunde

Voraussichtlicher Ertrag für Gemeinde: Nach EEG 2023 Entgelt von zirka 107 000 Euro pro Jahr. Hinzu kommen schwankende und noch nicht absehbare jährliche Gewerbesteuereinnahmen.

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